Medienästhetik (MuK-B3)

Vorbesprechung und Seminarbeginn: 19. Oktober 2025

Semesterthema für Medienästhetik (Sommer 2025) und Semesterthema II für alle

Ästhetik der Macht. Macht der Ästhetik

Politische, soziale, persönliche Machtstrukturen und Machtverhältnisse drücken sich immer medial aus, über Auftreten, Kleidung, Sprache und Verhalten (Eltern/Kind, Paare, Trainer / Mannschaft, Lehre / Schüler, Prediger / Gemeinde, Vorgesetzte / Untergebene, Offiziere / Soldat usw. ) im kleinen, über Aufmärsche, Rituale, Bauten oder z.B. Steuern und Gesetze im Großen. Dazu kommen alle Formen von Medien, je nach Zeit und Kontext: Vom Grenzstein oder der Kaiser-Stele bis zu publizierten Bildern, Büchern, Folmen oder Objekten (Kreuze in Klassenzimmern, Präsidentenfotos in Amtsstuben), öffentliche Auftritte und Beflaggung, heute auch Online-Kanäle und Formate. Die Mediengschichte ist auch eine Geschichte der Machtsysmbolik, Meinungsmanipulation und Ästhetik der Macht.

Dazu gehört die entscheidend die Sprache (benutzte Begriffe und Komplexität, Amtssprache, das Verbot anderer Sprachen als kulturelle Okkupation wie 2025 (!) in den USA, wo laut D. Trump nur noch US-amerikanisches Englisch als Amtssprache zulässig sei …). Dazu gehören Bildsprache und Symbolik, aber auch Architektur, Kleidung, Waffen und Uniformen. Das ist kein neues, sondern historisch belegtes, anthropologisch konstantes Phänomen. Von sakralen (von Sklaven erbauten) Pyramiden und Tempeln der Ägypter oder Griechen bis zu den (von modernen Arbeitssklaven errichteten) Fußballstadien in Kuweit zur Fußball-WM ziehen sich Abhängigkeiten und Machtstrukturen, die sich ästhetisch und medial manifestieren.

Herrschafts- und Machtanspruch wird medial vor- und aufbereitet und instrumentalisiert, um Macht zu demonstrieren und zu sichern und Gegner zu demütigen bzw. deren Niederlage oder Ohnmacht zu zeigen. Denn der Gegenpol zur Ästhetik der Macht ist Inszenierung der Ästhetik der Ohnmacht, der Geschlagenen, der Besiegten. Dabei gibt es historische Gemeinsamkeiten und interkulturelle Konstanten in der medialen Darstellung, vom Sportplatz bis zum Kriegsschauplatz, die es herauszuarbeiten gilt.
Das werden wir durch Recherche und Analyse medialer Fakten (Filme, Plakate, Texte, Onlinepräsenzen. Tagesaktuelle Presseberichte, Dokumentationen …) herausarbeiten.

Leistungsnachweise:

  • Alle: Recherche nach Symbolen, Texten, Filmen; Vorschläge für zu lesende Texte und Bücher, zu schauende Filme, Websites, Spiele etc.
  • Einzelleistung Referat und schriftliche Ausarbeitung über ein im Seminar diskutiertes und abgestimmtesThema.

Übung 01 (das ganze Semester)

  • Die Studierenden sammeln und bringen selbst Bilder oder Videos/Filme. Texte von Machtdarstellungen mit (z. B. politische Reden, Architektur, Symbole u.v.m.)
  • In Gruppen wird analysiert: Welche Stilmittel werden genutzt? Welche Emotionen sollen geweckt werden?
  • Vergleich zwischen totalitären und demokratischen Ästhetiken (z. B. Nürnberg 1934 vs. Obamas Wahlkampf, Trump vs. Biden, Macron vs. Le Pen, Kickl vs. …)

Übung 02: Symbole der Macht Aufgabe:

  • Bestehende Macht-Symbole sammeln und analysieren (Adler, Sterne, Fäuste, Flaggen, Farbcodes)
  • Eigenes Symbol für „sanfte Macht“ vs. „harte Macht“ entwerfen
  • Gestaltung einer Serie minimalistischer Icons

Übung 03: Macht durch Typografie

Aufgabe: Ein neutrales Statement (“Die Zukunft gehört uns”) einmal als autoritäre, einmal als demokratische Gestaltung setzen.

  • Typografie-Analyse: Monumental, heroisch, starr vs. organisch, nahbar, vielfältig – Welches Gewicht liegt auf welchem Wort… die ZUKUNFT oder gehört UNS…
  • Wirkung der Schrift auf die Wahrnehmung

Übung 04: Propaganda vs. Demokratie: Plakatgestaltung

Aufgabe: Erstelle zwei politische Plakate zu demselben Thema, aber mit unterschiedlicher Ästhetik

  • Eines mit autoritärer Bildsprache (starre Linien, Monumentalität, klare Feindbilder)
  • Eines mit demokratischer Bildsprache (dynamisch, farblich divers, emotional nahbar

Übung 5: Kampagne Print/Screen …

Idealiter ein Thema, dass die Studierenden entweder einzeln frei wählen oder im Seminar miteinander abstimmen und zum gleichen Thema arbeiten (z.B. Machismo vs. Gleichberechtigung, digitale Souveränität vs. Tech-Monopole, enkeltaugliches Wirtschaften vs. marktradikaler Libertarismus … ).

Begleitende Literatur

Edward Bernays (1928) Propaganda. Die Kunst der Public Relations, mit einem Vorwort von Ulrich Kienzle, orange-press, deutsche Erstausgabe 2. Auflage 2009. ISBN 978-3-936086-35-5.
Edward Bernays (1891-1995) gilt als Vater der Public Relations. Mit seinem Buch Propaganda aus dem Jahr 1928 schuf er die bis heute gültige Grundlage für modernes Kommunikationsmanagement. Der in Wien geborene Bernays war ein Neffe Sigmund Freuds, der sich dessen Erkenntnisse der modernen Seele zunutze machte und sie in den Dienst von Regierungen und Konzernen stellte. Propaganda ist Bernays Hauptwerk.
In Propaganda (ein Begriff, den er später selbst in “Public Relations” umbenannte) beschreibt Bernays alle wesentlichen Techniken der Meinungsbeeinflussung wie z. B. den Einsatz von “neutralen Experten”, um eine Aussage glaubhaft erscheinen zu lassen. Für den US-Präsidenten Wilson promotete er den Ersten Weltkrieg, mit den “Fackeln der Freiheit” machte er Zigaretten zum Symbol der weiblichen Emanzipation und brachte die amerikanischen Frauen zum Rauchen. Er arbeitete für Edison und Ford, aber auch für die CIA: Sie alle ließen sich von Bernays ihr Image aufpolieren oder die Marktchancen ihrer Produkte verbessern.

Elias Canetti (1960) Masse und Macht. Canetti analysiert und beschreibt darin die Entfesselung des Menschen in der Masse und die Herrschaft soziopathischer Machthaber über Menschenmassen.
Einer der aufschlussreichsten Texte über Deutschland in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg bis zur Errichtung des NS-Diktatur – ein einzigartiges Zeitzeugnis und hellsichtiger Blick auf die sich anbahnende Katastrophe des Nationalsozialismus Als Kind und junger Mann erlebte Sebastian Haffner den Ersten Weltkrieg, die galoppierende Inflation 1923, die Radikalisierung der politischen Parteien in der Weimarer Republik, den unaufhaltsamen Aufstieg der Nationalsozialisten. Ohne politisch oder rassisch verfolgt zu sein, emigrierte er 1938 nach England. Aus seinem Nachlass stammen diese Erinnerungen an seine ersten drei Lebensjahrzehnte, die Haffner 1939 in England zu Papier gebracht hatte. Aus der Distanz des Exils und zugleich unter dem Eindruck des unmittelbar Erlebten blickt der angehende Journalist und Publizist auf die sich anbahnende Katastrophe. Um zwei neu aufgefundene Manuskriptteile erweiterte Ausgabe.

Gustave Le Bon (1885) Psychologie der Massen (im franz.Original Psychologie des foules) ist der Titel des bekanntesten Werkes des Psychologen Gustave Le Bons, der mit Gabriel Tarde als einer der Begründer der Massenpsychologie (als teilgebite der Sozialpsychologie) gilt. Die Sozialpsychologie wirkt sich seither in die Bereiche Soziologie, Politikwissenschaft, Geschichtswissenschaft und Philosophie aus. Die Psychologie der Massen befasst sich psychologischen Aspekten von Menschenansammlungen in unterschiedlichsten Situationen, vom Volksfest bis zum Krieg.
Sein berühmtes Werk ‘Psychologie der Massen’ übte einen nachhaltigen Einfl uss in der Wissenschaft und praktischen Politik aus. Dieses Grundlagenwerk der Sozialpsychologie beeinfl usste nicht nur Siegmund Freud (‘Die Massenpsychologie und die Ich-Analyse’), sondern wurde auch von Politikern und Diktatoren des 20. Jahrhunderts für die Ausarbeitung ihrer Propagandatechniken benutzt.

Begleitende Filme

Diese Filme werden als Trailer und/oder in Ausschnitten gezeigt (sofern ich die DVD habe) und besprochen. Sie können selbst Filme vorschlagen bzw. Bücher und/oder Filme für Ihr Referat zum Thema “Ästhetik der Macht. Macht der Ästhetik.” vorschlagen und und im Seminar vorstellen.


Zum Hintergrund

Medienästhetik bedeutet: Zusammenspiel von Künsten, Medien und dem Ästhetischen (d.h. Sinnlichen, Kulturellen) für und in Bildungskontexten

“Künste, Medien und Bildung verbinden sich im Fokus eines weit verstandenen kulturell-ästhetischen Lernens, Erfahrens und Handelns zu einer je nach Frage- und Ausgangsinteresse spezifisch akzentuierbaren Einheit. Die zu bewältigende Aufgabe besteht darin, jeweils dem Alter und der Situation angemessene Umgangs- und Aneignungsformen zu finden und plurale Arbeitsweisen differenziert so anzuwenden, dass sie der Vielfalt Kultureller Bildung in allen ihren Formen entsprechen: medial, leiblich, symbolisch, analog, digital, von Tönen, Worten über Bilder und Tanz, Spiel bis Film, Computer und Web 2.0.”
Wolfgang Zacharias (2013 / 2012): Medien und Ästhetik. In: KULTURELLE BILDUNG ONLINE: https://www.kubi-online.de/artikel/medien-aesthetik
(letzter Zugriff am 14.09.2021)

Stichwörter:
Ästhetik | Interaktion | Lebenskunst | Medien | Medienästhetik | Medienkompetenz | Partizipation | Schönheit | symbolische Formen | Transformation

Begleitende Texte (werden ergänzt)

Papst Franziskus (Papstbrief): Über die Bedeutung der Literatur in der Bildung

Hörl, Erich; Parisi, Luciana: Was heißt Medienästhetik? Ein Gespräch über algorithmische Ästhetik, automatisches Denken und die postkybernetische Logik der Komputation. In: Zeitschrift für Medienwissenschaft, Jg. 8 (2013), Nr. 1, S. 35-51. DOI: 10.25969/mediarep/696. https://zfmedienwissenschaft.de/heft/text/was-heisst-medienaesthetik

Walter Benjamin (1936) Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit

Walter Benjamin: Der Erzähler

Niklas Luhmann (1996) Realität der Massenmedien

Was wir von der Gesellschaft und ihrer Welt wissen, wissen wir fast ausschließlich durch die Massenmedien. Gleichzeitig haben wir jedoch den Verdacht, dass dieses Wissen manipuliert wird. Zumindest kommt es extrem selektiv zustande, gesteuert zum Beispiel durch wenige Faktoren, die den Nachrichtenwert von Informationen bestimmen oder Unterhaltungssendungen attraktiv erscheinen lassen. Aber dies Gegenwissen wirkt sich nicht aus. Die Realität ist so hinzunehmen, wie sie von den Massenmedien präsentiert und rekursiv, auf sich selbst aufbauend, reproduziert wird. Der Text versucht, diesen Widerspruch zu klären und ihn in einer allgemeinen Theorie operativ geschlossener Sozialsysteme aufzuheben.

Und damit das Lachen nicht vergessen wird:


 

 

 

 

 

 

 

 

 

Trumps MAGA Dekrete ©Markus Grolik

Karikatur: https://www.msn.com/de-ch/nachrichten/politik/karikaturen-vorsicht-bissig/ss-AAYvJpz? (6.3.25, Blatt 54)