Medientheorie – Basistexte und Positionen (M+I 745)

In diesem Seminar lernen Sie in der Auseinandersetzung mit und Analyse von zeithistorischen sowie aktuellen Texten zu Medienwissenschaft, Medienrezeption und Medientheorie die uns zur Verfügung stehenden Medien formal, inhaltlich und funktional zu reflektieren. So können dabei sowohl die Konstanten der Medienproduktion und -rezeption herausarbeite wie die je besonderen Chancen und Risiken des/der jeweiligen Medien. Ein besondere Fokus liegt auf heutigen (digitalen, netzbasierten) Medien und den Folgen für die Gesellschaft. (Funktionswandel, technische/politische Instrumentalisierung).

Formalita: Siehe Modulhandbuch: Medientheorie – Basistexte und Positionen

Die Basisliteratur

Wir lesen und diskutieren ausgewählte Texte zu medienwissenschaftlichen Positionen, vergleichen historische und heutige Positionen und analyiseren
medienspezifische und allgemeine Parameter der Mediennutzung und -kritik. Die beiden Übersichtswerke dieses Seminars, mit denen wir starten, sind:

Texte zur Medientheorie (hrsg. v. Günter Helmes u. Werner Köster; 2002)

Klappentext: Medien beeinflussen Erfahrungsmöglichkeiten und Deutungsmuster und sind Gegenstand und Instrumente von gesellschaftlichen Konflikten. Anhand von Quellentexten aus zweieinhalb Jahrtausenden wird das Nachdenken und das Wissen über Medien in seinen Kontexten repräsentiert: vom alttestamentlichen Bilderverbot bis zu aktuellen Debatten über Internet, Hypertext und Cyberspace. Die Texte folgen chronologisch der Medienentwicklung und geben zugleich ein Bild der sie begleitenden Ideengeschichte.

Texte zur Theorie des Internets (hrsg.von Baumgärtel, Tilman, Reclam 2017)

Klappentext: Das Internet hat die Art, wie wir leben, die Welt und uns selbst wahrnehmen, von Grund auf verändert. Wir arbeiten und kaufen, informieren uns und kommunizieren, treffen unsere ›Freunde‹ und verlieben uns – alles online. Erschien das Netz in den Anfangsjahren noch als Utopie der herrschaftsfreien Kommunikation, haben inzwischen auch Wirtschaft und Politik erkannt, wie einfach sich online (richtige wie falsche) Informationen streuen und Stimmungen erzeugen lassen. Die tiefgreifenden politischen, sozialen und kulturellen Transformationen, die mit dem Siegeszug des Internets einhergehen, sind von Intellektuellen in den letzten Jahren vielfältig reflektiert worden. Dieser Band vereint die wichtigsten Stimmen.

Dazu kommen weitere Texte zur Diskussion, die ich nach und nach ergänze oder die Sie vorschlagen können. Ihre Aufgabe bei allen Büchern und Texten, die Sie lesen und wir diskutieren: Exzerpieren Sie und fassen Sie das Gelesene – Hauptthesen und Argumente – in eigenen Worten zusammen. Das ist die Basis für den Diskurs.

Text 1: Rede des Bundespräsidenten

Wir beginnen mit der Rede von Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier
zur Eröffnung der Podiumsdiskussion “Zukunftsvertrauen in der digitalen Moderne” beim 37. Deutschen Evangelischen Kirchentag am 20. Juni 2019 in Dortmund:

“Was bleibt vom Menschen, wenn neue Technologien immer tiefer in unsere Entscheidungen eingreifen, unser Denken lenken, unsere Wünsche formen? Und wie soll Gesellschaft funktionieren, wenn jede Faser von Individualität – längst nicht mehr nur jede Abweichung von der Norm – als Datenpunkt erfasst und in neuen Zusammenhängen verarbeitet wird – bei den einen vom Staat [China; rl], bei den anderen von privaten Datenriesen? [USA; rl] (…) Nicht um die Digitalisierung der Demokratie müssen wir uns zuallererst kümmern, sondern um die Demokratisierung des Digitalen!” (Steinmeier, 2019)

Wie stehen Sie zu dieser Aussage? Formulieren Sie es schriftlich, wir diskutieren diesen Text zum Semesterstart. Weitere Texte zur Diskussion folgen.


Begleitende Literatur

  • Anders, Günther (1985): Die Antiquiertheit des Menschen. München: Beck
  • Benjamin, Walter (1975) Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit [1935]  Frankfurt: Suhrkamp
  • Bernays, Edward (2007) Propaganda. Die Kunst der Public Relation, [1928] Kempten: Orange Press
  • Burkart, Roland (1998): Kommunikationswissen­schaft. Grundlagen und Problemfelder, Wien/Köln/Weimar: Böhlau
  • Carr, Nicholas (2010): Wer bin ich, wenn ich online bin, München: Blessing
  • Eco, Umberto (1977): Zeichen. Einführung in einen Begriff und seine Geschichte, Frankfurt am Main: Suhrkamp
  • Greenwald, Glenn (2014) Die globale Überwachung, Frankfurt a.M.: Büchergilde Gutenberg
  • Habermas, Jürgen (1994): Erkenntnis und Interesse. Frankfurt a.M.
  • Hartmann, Kathrin (2009): Ende der Märchenstunde, München: Blessing
  • Hofstetter, Yvonne (2014): Sie wissen alles. Gütersloh: Bertelsmann
  • Kant, Immanuel (1784) Was ist Aufklärung?
  • Keen, Andrew (2015): Das Digitale Debakel, München: DVA
  • Kerlen, Dietrich (2003) Einführung in die Medienkunde, Stuttgart: Reclam
  • Lanier, Jaron (2018): Zeh Gründe, warum Du Deine Social Media Accounts sofort löschen musst, Hamburg: Hoffmann&Campe
  • Lanier, Jaron (2014): Wem gehört die Zukunft? Hamburg: Hoffmann&Campe
  • Lanier, Jaron (2010): Gadget, Frankfurt: Suhrkamp
  • Maletzke, Gerhard (1998) Kommunikationswissenschaft im Überblick, Wiesbaden: Opladen
  • Maser, Siegfried (1973) Grundlagen der allgemeinen Kommunikationstheorie, Stuttgart: Berliner Union
  • Morgenroth, Markus (2014): Sie kennen dich! Sie haben dich! Sie steuern dich! Droemer: München
  • McLuhan, Herbert Marshall (1968) Die Gutenberg-Galaxis, Düsseldorf: Econ
  • Postman, Neil (1999): Die zweite Aufklärung. Vom 18. ins 21. Jahrhundert, Berlin: Berlin Verlag
  • Pross, Harry (1972) Medienforschung. Film. Funk, Presse, Fernsehen, Darmstadt: Habel
  • Schirrmacher, Frank (2015) Technologischer Totalitarismus, Frankfurt: Suhrkamp
  • Spitz, Malte (2015) Was macht ihr mit meinen Daten? Hamburg: Hoffmann & Campe
  • Spitzer, Manfred (2012): Digitale Demenz, München: Droemer
  • Weizenbaum, Joseph (1977): Die Macht der Computer ist die Ohnmacht der Vernunft. Frankfurt a.M.
  • te Wildt, Bert (2015): Digital Junkies, München: Droemer
  • Welzer, Harald (2016) Die smarte Diktatur. Der Angriff auf unsere Freiheit, Frankfurt: S. Fischer
  • Zuboff, Shoshana (2018) Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus, Campus
  • Zuboff, Shoshana (1988) In the Age of Smart Machines. The Future of Work and Power

Weitere Literatur wird im Seminar besprochen/kann von Studierenden vorgeschlagen werden.